Frank Gottschalk: Von der Sana-Klinik zur Telefonseelsorge

17 Jahre lang war Frank Gottschalk als Pastor ganz nah dran: Als Krankenhausseelsorger an den Sana-Kliniken Lübeck stand er Krankheit und Tod direkt gegenüber. Zum 1. September verlässt Gottschalk nun das Krankenhaus und widmet sich einer neuen Aufgabe: Er wird Leiter der Telefonseelsorge Lübeck. Am Montag, 24. September 2020 wird er offiziell verabschiedet.

Krankenhausseelsorge: Tiefe Gespräche mit den Patienten

„Es war eine gute, eine erfüllte Zeit“, sagt Pastor Frank Gottschalk über seine Jahre an der Sana-Klinik. Er sei mit dem Haus emotional verbunden, habe viele tolle Menschen kennengelernt, ein gutes Stück Berufsgeschichte absolviert. „Ich habe hier aufsuchende Seelsorge betrieben“, erklärt Gottschalk. Er sei zu den Menschen gegangen, die möglicherweise Gesprächsbedarf hatten, erklärt er. „Viele dieser Gespräche waren gar nicht religiös. Fast immer stand die Krankheit im Vordergrund.“ Häufig seien so nach fünf bis zehn Minuten sehr tiefe Dialoge entstanden. Dialoge aus dem Leben, Dialoge über das Leben. „Menschen“, sagt Frank Gottschalk, „vertrauen sich einem Seelsorger in manchen Situation eher an als ihren Kindern oder ihren Partnern.“

17 Jahre an den Sana-Kliniken Lübeck

Angefangen hat alles am 1. Oktober 2003. Damals erhielt Frank Gottschalk eine halbe Stelle als Krankenhausseelsorger. Mit einer weiteren halben Stelle war er an der Moislinger Wichern-Gemeinde tätig. „Das war nicht immer ganz einfach zu koordinieren“, erinnert er sich. Vier Jahre später übernahm er dann eine halbe Stelle als Krankenhausseelsorger am UKSH. 2017 schließlich wechselte er zum Hospiz Rickers-Kock-Haus in der Moislinger Allee. Dort ist er zwei Mal in der Woche als Seelsorger tätig. Seine halbe Stelle in den Sana-Kliniken Lübeck aber blieb.

„Ich kann nicht immer mitsterben.“

Man brauche für diesen Bereich des Lebens „eine hohe Sensibilität, Wachsamkeit und eine feine Wahrnehmung“, so Gottschalk. „Ich muss aber auch gut bei mir sein, denn ich kann nicht jedes Mal mitsterben.“ Viele traurige Situationen habe es in den 17 Jahren gegeben, viele schlimme Notfälle. Supervision habe ihm häufig geholfen, sagt der Pastor. Und vor allem auch die Kollegen: „Hier arbeiten so viele verschiedene Berufe zusammen, das hat mir immer gut gefallen. Ich habe zu vielen Kollegen hier ein tolles Verhältnis.“ So gut, dass ihn Kollegen mitunter gebeten haben, sie zu trauen oder ihre Kinder zu taufen. Aber auch Beerdigungen von Mitarbeitern seien dabei gewesen.

Entpflichtung auf Hubschrauberlandeplatz

Von seinen Kollegen in den Sana-Kliniken Lübeck will sich Pastor Frank Gottschalk am Montag, 24. August, offiziell verabschieden. Der Ausstand soll – ganz Corona-gerecht – auf dem Hubschrauberlandeplatz der Klinik stattfinden. „Dort haben wir alle genug Abstand.“ Pröpstin Frauke Eiben wird Frank Gottschalk entpflichten, es soll ein Bläserchor spielen.

Neue Aufgaben als Leiter der Telefonseelsorge Lübeck

Zum 1. September tritt Pastor Frank Gottschalk dann die Leitung der Telefonseelsorge Lübeck an. Er übernimmt das Amt von Pastorin Marion Böhrk-Martin, die in den Ruhestand geht. „Ich gehe mit gutem Mut in diesen neuen Lebensabschnitt, aber auch mit Respekt und Lampenfieber“, gesteht der Pastor. Bereits seit Anfang des Jahres 2020 hat er die stellvertretende Leitung der Telefonseelsorge inne, konnte schon in den neuen Job hineinzuschauen. „Das Themenspektrum ist dort viel breiter als in der Klinik, dafür hat man die Menschen, die Hilfe brauchen, nicht mehr persönlich vor Augen.“ Eins aber bleibt: Pastor Frank Gottschalk ist wieder ganz nah dran.

Foto und Text: Oliver Pries / KKLL