„Ich bin eine ganz normale Pastorin, nur nicht eine mit einem Kirchturm, sondern mit hundert Ehrenamtlichen und zwei Millionen potenziellen Anrufern“, sagt Marion Böhrk-Martin. Die Pastorin der evangelischen Landeskirche leitet die Telefonseelsorge in Lübeck. Und sie weiß: Dort herrscht Investitionsbedarf.
Diesmal sprang die Sparkasse zu Lübeck ein und half mit 4500 Euro für neue Computer aus. Böhrk-Martin: „Die alten PCs sind sehr langsam geworden und zeigten regelmäßig Ausfälle, die sind für eine funktionierende Seelsorge nicht hinnehmbar.“ Die Seelsorger arbeiten nämlich nicht nur mit Hilfe von Telefonen. Im Internet kontaktieren Notleidende die Ehrenamtler per E-Mail und im Chat. Diese Möglichkeit sei wichtig, gerade um die jüngere Generation zu erreichen, so die Pastorin.
Zwar ist die Seelsorge anonym, keine Nummern oder Namen erscheinen auf den Displays der Mitarbeiter. Doch im Hintergrund machen sich die Seelsorger kleine Protokolle am Computer. „Unsere Notizen zu den Gesprächen bleiben hier, nur die verschlüsselten Zahlen gehen weiter und werden in der Bundeszentrale, ausgewertet“, erklärt Marion Böhrk-Martin. Die Daten seien enorm wichtig, weil man nur so wisse, auf welche Themen die Mitarbeiter vorbereitet sein müssen.
Denn wer die Hotline der Seelsorger anruft, hat oft ernste Probleme. „Hier oben im Norden geht die soziale Schere auseinander, Arbeitslosigkeit und Hartz IV sind große Themen“, so Böhrk-Martin. Dies sei aber nur ein Teil des Spektrums. Auch einsame Menschen oder sogar Selbstmordgefährdete suchen den Kontakt. Ein Mitarbeiter ergänzt: „Auch rufen oft sehr alte Menschen an, die in sozialen Einrichtungen leben, für die sind wir dann das Fenster nach draußen.“
Nicht jeder kann ehrenamtlicher Telefonseelsorger werden. 18 Monate dauert die Ausbildung. Das Motto: „Willst du ein guter Berater sein, guck’ erst mal in dich selbst hinein“, sagt Böhrk-Martin und schmunzelt. Doch der Hintergrund ist ernst: Jeder Mitarbeiter soll um die eigenen Stärken und Schwächen wissen. „Wir machen ja keine Therapie mit den Leuten. Aber wichtig ist, den Anrufern sagen zu können, dass man gerade nicht der richtige Gesprächspartner ist. Und dass sie zu einem anderen Zeitpunkt bessere Hilfe bekommen können.“ Denn: Die Probleme der Menschen zu erkennen und sie dann gebenenfalls an professionelle Beratungsstellen verweisen zu können, ist das Wichtigste.
Frank Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, lobt die Arbeit. „Wir wissen, dass die Telefonseelsorger einen tollen Job machen. Das unterstützten wir.“ Schumacher weiter: „Wir sind seit über 200 Jahren nah mit den Menschen in Lübeck verbunden, die 100000 Kunden ermöglichen uns, gute Geschäfte zu machen. Wir wollen etwas zurückgeben.“
Quelle: ln-online.de vom 08.08.2018 (http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/4500-Euro-fuer-das-Sorgentelefon)