TelefonSeelsorge Lübeck geht mit ihrem Jahresthema „Einsamkeit“ an die Öffentlichkeit und organisiert ein großes Symposion.
LÜBECK. Sie ist ein Tabu, das stetig wächst: Einsamkeit. Die TelefonSeelsorge Lübeck weiß aus ihrer Arbeit, dass immer mehr Menschen einsam sind.
Zwar ist Einsamkeit an sich keine Krankheit. „Aber dieses Gefühl ist ein guter Nährboden für psychische Erkrankungen“, sagt Pastorin Marion Böhrk-Martin. Sie leitet die TelefonSeelsorge Lübeck mit ihren rund 100 ehrenamtlich Seelsorgenden. Um die 25.000 Gespräche führt die TelefonSeelsorge Lübeck im Jahr. Einsamkeit ist der Hauptgrund, aus dem die Menschen zum Hörer greifen. Einsamkeit stellt einen gesellschaftlichen Makel dar. „Niemand würde sagen: Ich bin einsam“, so Böhrk-Martin. Vielmehr spreche man davon, Single zu sein oder allein zu leben. „Das ist sozial akzeptiert.“
Mit dem „Lübecker Symposion gegen die Einsamkeit“ am Sonnabend, 12. November 2016 von 10 bis 17 Uhr, setzt die TelefonSeeslorge ein öffentliches Zeichen. „Das Thema ist viel zu ernst, als dass es weiter in der Grauzone der Gesellschaft bleiben kann“, sagt Marion Böhrk-Martin.
Von einer einsamen Gesellschaft spricht die britische Mental Health Foundation bereits im Jahr 2010. Bei ihren Recherchen und Erhebungen kam sie überein, dass immer mehr Menschen, unabhängig von Alter, Lebenssituation und Geschlecht, Einsamkeit beklagen und
überwinden wollen.
Da setzt das Symposion in Lübeck an. Es richtet sich an Fachleute und fachlich interessierte Menschen.
Jeweils drei kurzen Impulsvorträgen folgt eine Gesprächsrunde.
Den Auftakt macht Prof. Dr. theol. Fulbert Steffensky zum Thema „Einsamkeit im Alter“. Klaus Deuber ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Jugendpfarramtes der Nordkirche. Er referiert zu den Schlagworten „Jugendliche, social media und Einsamkeit“. Prof. Dr. Klaus Junghanns von der Universität zu Lübeck setzt einen Impuls zu „Jede Sucht macht einsam“.
Nach der Mittagspause geht es weiter mit Dr. med. Isabel Kriegeskotten-Thiede. Die Hausärztin und Fachärztin für Innere- und Palliativ – Medizin nimmt das Thema „Einsam im Kranksein – jeder Mensch braucht sein eigenes Rezept“ unter die Lupe. Pastor Wolfgang Irmer von der Beratungsstelle für Partnerschafts-, Ehe- und Lebensfragen referiert zu „Paarprobleme – gemeinsam einsam“. Reinhard Böttner von Hempels, dem sozialen Straßenmagazin in Schleswig-Holstein, spricht zu „Armut macht einsam“.
Nach der Kaffeepause berichtet Frank Gottschalk von seinen Erfahrungen als Krankenhauspastor mit Einsamkeit. Brigitte Aßmus vom Caritasverband Lübeck nimmt das Thema „Alt und/oder krank zuhause – Risiko für soziale Isolierung und Vereinsamung“ in den Blick. Den Abschluss der Impulsvorträge macht Detlef Kosakowski. Er ist leitender Koordinator des Vereins Lübecker Hospizbewegung. Sein Thema lautet „Um nicht in Einsamkeit die letzten Lebenstage zu verbringen…
Das Symposion findet im Katharineum, Königstraße 27-31, statt. „Wir haben uns bewusst für eine Aula als Begegnungsstätte für das Symposion entschieden“, so Marion Böhrk-Martin. Die letzte Veranstaltung zum Jahresthema „Einsamkeit“ sei so stark angenommen worden, dass ein zweiter Termin angesetzt wurde. „Das hat uns gezeigt, dass das Thema wichtig ist und viele Menschen bewegt.“ Die Teilnahme am Symposion ist kostenfrei, um eine Hutspende wird gebeten.